Torn Asunder 3: Der finstere Weg der Einsamkeit by Anna Mariota

Torn Asunder 3: Der finstere Weg der Einsamkeit by Anna Mariota

Autor:Anna Mariota [Mariota, Anna]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Erotik, Romane & Erzählungen, Liebesromane
Herausgeber: UNKNOWN
veröffentlicht: 2016-11-14T23:00:00+00:00


Cara

Zurück auf der Straße. Zurück im Elend, das ich mir nicht ausgesucht habe.

Obwohl, Moment: Diesmal habe ich es mir ja ausgesucht. Denn ich hätte auch anders entscheiden können. Nach Will Thompson hat auch Tyler Locke Interesse daran bekundet, mich zu treffen und weiß der Teufel was genau für mich zu tun. Wobei ich bis jetzt keine Ahnung habe, was er sich vorgestellt hat. Wollte er mir eine Wohnung bezahlen? Mir noch ein bisschen Geld in die Hand drücken?

Irgendwas hatte er bestimmt vor, sonst hätte er nicht Donnie Richards auf mich angesetzt.

Aber wenn ich ehrlich bin, ist dieses gestiegene Interesse an meiner Person mir unangenehm. Ich mag es nicht, von fremden Leuten abhängig zu sein oder auch nur das Gefühl zu haben, dass ich von ihnen abhängig bin. Wäre mir das egal, würde ich nicht auf der Straße leben.

Und wenn ich schon dabei bin: Ja, ich bin zurück auf der Straße. Die ersten drei Nächte habe ich mir wieder das Obdachlosenasyl geleistet, aber in der vierten Nacht habe ich darauf verzichtet, weil es nicht ganz so kalt war. Außerdem habe ich mir bei der Wohlfahrt einen neuen Mantel gekauft, der fast meine kompletten Ersparnisse aufgezehrt hat. Wenn man bei der Handvoll Geldscheine, die ich tief in meinen Hosentaschen vergrabe, überhaupt von Ersparnissen reden kann. Das Geld kommt von Tyler Locke, und darum fühlt es sich merkwürdig an, es für einen Mantel und ein paar warme Nächte auszugeben.

Ich bin ihm erst einmal begegnet, aber diese Begegnung hat mich nachhaltig geprägt. Ich denke oft an ihn, und mehr als einmal habe ich mich in den kalten Nächten, in denen ich durch die Windy City strich und mit mir rang, ob ich noch mal fünf Dollar für die Übernachtung im Asyl ausgeben sollte, bei Tagträumereien ertappt.

Ich hätte ihn treffen können. Donnie Richards hat gesagt, Tyler Locke wolle mich wiedersehen. Doch in dem Moment habe ich das rigoros abgelehnt – unter anderem deshalb, weil ich mich schämte.

Ja, und ich schäme mich auch jetzt noch. Für das, was aus mir geworden ist. Ich spüre die Verletzungen nach dem Sturz noch immer bei jedem Schritt, aber zugleich bin ich zu stolz, um mich von Tyler Locke aushalten zu lassen.

In den Momenten, in denen meine Fantasie richtig mit mir durchgeht, stelle ich mir vor, wie er mich gar nicht retten will, sondern wie er mich verhöhnt. Für meine Erbärmlichkeit, meine armseligen Klamotten. Dafür, was ich einst war und nun geworden bin. Denn ich bin überzeugt, dass er Donnie auch beauftragt hat, mehr über meine Vergangenheit herauszufinden. Irgendwie hat er es ja sogar geschafft, mich aufzustöbern. Und er kannte meinen Namen! Ich traue es diesem Privatschnüffler zu, dass er in kürzester Zeit ein umfangreiches Dossier über meine Familie, meine Firma und meinen Untergang zusammenträgt.

Acht Tage ist es her, seit ich aus dem Krankenhaus getürmt bin. Immer noch kneift mich deshalb das schlechte Gewissen. Ich habe Will Thompson eine Rechnung über mehrere tausend Dollar hinterlassen. Geld, das ich niemals zurückzahlen kann, denn inzwischen beläuft sich meine Barschaft auf jämmerliche zwölf Dollar und siebzehn Cent.



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